Globaler Klimawandel und Gewaltkonflikte
Breitmeier, HelmutDownload:
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URL | https://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2009/2031/ |
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Dokumentart: | Bericht / Forschungsbericht / Abhandlung |
Institut: | DSF - Deutsche Stiftung Friedensforschung |
Schriftenreihe: | Forschung // DSF / Deutsche Stiftung Friedensforschung |
Bandnummer: | 2009, 17 |
Sprache: | Deutsch |
Erstellungsjahr: | 2009 |
Publikationsdatum: | 21.10.2009 |
Originalveröffentlichung: | http://www.bundesstiftung-friedensforschung.de/pdf-docs/berichtbreitmeier.pdf (2009) |
SWD-Schlagwörter: | Klimaänderung , Bewaffneter Konflikt |
DDC-Sachgruppe: | Politik |
BK - Basisklassifikation: | 89.76 (Friedensforschung, Konfliktforschung), 89.29 (Politische Richtungen: Sonstiges), 89.75 (Internationale Konflikte: Allgemeines) |
Sondersammelgebiete: | 3.6 Politik und Friedensforschung |
Kurzfassung auf Deutsch:
Die Berichte der Klimaforschung deuten mit immer größerer Sicherheit darauf hin, dass der anthropogene Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten zu weit reichenden Umweltveränderungen führen wird. Die Wirkungen des Klimawandels und dessen Nebeneffekte (z.B. Meeresspiegelanstieg, extreme Wetterereignisse, Wassermangel und Dürre, Mangel an Nahrungsmitteln, Migration) werden die sozio-ökonomischen Lebensbedingungen möglicherweise so tiefgreifend verändern, dass innerhalb und jenseits der Grenzen des Nationalstaates die Entstehung neuer Konflikte droht und sich die Intensität vorhandener Konflikte verschärft. Die Folgen des Klimawandels entfalten sich besonders in Entwicklungsund Schwellenländern, die fragile politische und gesellschaftliche Strukturen aufweisen und in denen die Kapazitäten zur Gewaltprävention häufig schwach ausgebildet sind. Für die Friedens- und Konfliktforschung ergibt sich die Aufgabe, die zukünftigen Konflikte und die davon betroffenen Länder und Gebiete zu identifizieren und Strategien für eine friedliche Konfliktbearbeitung zu entwickeln. Der Beitrag von Umweltveränderungen zum gewaltsamen Konfliktaustrag wurde in den vergangenen beiden Jahrzehnten innerhalb des Forschungsprogramms zur „ökologischen Sicherheit“ erforscht. Diese Studien stellen einen wichtigen theoretisch-konzeptionellen Ausgangspunkt für die weitere Erforschung der Problematik dar. Eine Bestandsaufnahme der empirischen und kausalanalytischen Befunde der Forschungen zur „ökologischen Sicherheit“ und der daran geäußerten Kritik zeigt, dass Umweltveränderungen nicht zwangsläufig zum gewaltsamen Konfliktaustrag führen. In vielen Fällen wurden grenzüberschreitende und innerstaatliche Konflikte über knappe Ressourcen (z.B. Wasser) innerhalb von Institutionen friedlich bearbeitet. Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit wirkten andererseits dann als indirekte Ursache für den gewaltsamen Konfliktaustrag, wenn sich die Intensität des Umwelt- und Ressourcenkonflikts durch ungerechte Besitzverhältnisse, einen Herrschaftskonflikt und fehlende Mechanismen zur Konfliktbearbeitung verschärfte oder wenn ein Umwelt- und Ressourcenkonflikt als Katalysator für bereits existierende Konflikte (z.B. ethnische Konflikte) diente. Für die Friedens- und Konfliktforschung stellen sich folgende Fragen: Welche Konflikte ergeben sich mit den sozio-ökonomischen Veränderungen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden? Unter welchen Bedingungen werden diese Konflikte gewaltsam oder friedlich ausgetragen? Welche Möglichkeiten bestehen zur Anpassung an den Klimawandel und zur Gewaltprävention? Konflikte um knapper werdendes Wasser und Nahrungsmittel werden sich besonders in Entwicklungsländern häufen. In diesen Ländern wird auch die klimainduzierte Migration besonders stark ausgeprägt sein. Neben einer Betrachtung von klimainduzierten Konflikten über sektorale Probleme (z.B. Wasser, Nahrungsmittel, Dürre) muss sich der Blick auch auf solche Konflikte richten, die aufgrund der besonderen geographischen Lage lokaler, regionaler oder nationaler Territorien entstehen oder die sich in spezifischen Siedlungsformen ergeben. Der starke Trend zur Urbanisierung und des Wachstums von Megastädten ist in den Entwicklungsländern von einer massiven Verelendung großer sozialer Gruppen in Slums begleitet. Dies gibt zur Befürchtung Anlass, dass die Umweltveränderungen in diesen Siedlungsräumen zu besonders heftigen sozialen Unruhen führen könnten. Urbane Ballungsräume befinden sich sehr häufig in Küstennähe und sind deshalb gegenüber extremen Wetterereignissen oder dem Anstieg des Meeresspiegels besonders verwundbar. Für die Zukunft stellt sich die Aufgabe, Szenarien über den Einfluss der klimainduzierten Umweltveränderungen auf die sozio-ökonomischen Verhältnisse auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene zu entwickeln. Mit einer frühzeitigen Identifizierung solcher Krisenländer, -regionen und -städte kann die Friedens- und Konfliktforschung einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass in den betroffenen Gebieten rechtzeitig Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zur Gewaltprävention ergriffen werden. Für die Menschheit sind noch Optionen vorhanden, um das vielfach beschriebene Szenario abzuwenden, dass der Klimawandel zu neuen Gewaltkonflikten führen wird. Der Blick der Analyse muss verstärkt auf jene Bedingungen gerichtet werden, durch welche die Wirkungen des Klimawandels in den betroffenen Krisengebieten gemildert werden können und welche ein Umschlagen in den Gewaltkonflikt verhindern.
Kurzfassung auf Englisch:
The studies produced by climate scientists provide growing evidence that climate change will lead to dramatic change in the environment. The impacts of climate change and additional side-effects (e.g., sea-level rise, extreme weather events, scarcities of water and food, drought and migration) will affect socio-economic living conditions so deeply, that new violent conflicts can emerge or that the intensity of existing conflicts will increase within and beyond national borders. The effects of climate change will unfold especially in developing countries which have fragile political and societal institutions and weak capacities for the prevention of violence. Peace- and conflict studies are confronted with the task to explore climate-induced conflicts, to identify countries or areas affected, and to develop strategies for peaceful conflict management. The impact of environmental change on violent conflict has been explored within the research program on “environmental security” in the last two decades. These studies provide an important theoretical-conceptual starting point for further scientific research about the problem. A stock-taking that focuses on the empirical findings of studies on environmental security and on their causal pathways and that considers the criticisms raised against this research program demonstrates that environmental change does not automatically lead to violent conflict management. Transboundary and domestic conflicts about scarce resources (e.g., water) have been managed peacefully by institutions in many cases. Environmental degradation and resource scarcity were mostly indirectly causing violent conflict management. In these cases, the intensity of the environmental conflict was increased through the unjust distribution of prosperity, or through conflicts about political participation rights, or has been triggered by the lack of mechanisms for peaceful conflict management. Environmental degradation and resource scarcity had a catalyzing function that increased the intensity of existing conflicts (e.g., ethnic conflicts). The following research questions arise for peace- and conflict studies: Which conflicts emerge from socio-economic change caused by climate change? Which conditions influence violent or peaceful conflict management? Which options exist for affected countries to adapt to climate change and to prevent violent conflict? Conflicts over scarce water and food will occur increasingly in developing countries. Likewise, climate-induced migration will unfold very strongly in these countries. Besides the analysis of climate induced conflicts about sectoral problems (e.g., water, food, drought) attention must also be paid to conflicts that emerge as a result of the geographical location of local, regional or national territories or that arise from specific patterns of human settlement. The strong trend towards urbanization and growth of megacities is accompanied by massive impoverishment of large social groups in slums. This gives cause for the concern that climate-induced change could lead to severe social unrests in these settlements. Congested urban areas are very frequently located near coastlines and are therefore especially vulnerable to extreme weather events or sea-level rise. Research has the task of developing scenarios about the influence of the climate-induced changes on the socioeconomic conditions at a national, regional and local level. The timely identification of affected countries, regions or congested urban areas by peace- and conflict studies can contribute to the development of measures for the adaptation to climate change and for the prevention of violence in these areas. Options are still available for mankind to avoid the often described scenario that climate change will lead to violent conflicts. The focus of analysis must be directed on exploring the conditions through which the effects of climate change can be mitigated and through which a prevention of violence can be achieved.
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