Der Kampf um die Finanzierung der deutschen Einheit
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URL | https://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2011/2772/ |
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Dokumentart: | Bericht / Forschungsbericht / Abhandlung |
Institut: | MPIfG - Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung |
Schriftenreihe: | MPIFG discussion paper |
Bandnummer: | 1995, 1 |
Sprache: | Deutsch |
Erstellungsjahr: | 1995 |
Publikationsdatum: | 08.02.2011 |
Originalveröffentlichung: | http://www.politik.uni-osnabrueck.de/download/dp95-1.pdf (1995) |
DDC-Sachgruppe: | Politik |
BK - Basisklassifikation: | 89.50 (Politische Prozesse: Allgemeines), 89.30 (Politische Systeme: Allgemeines) |
Sondersammelgebiete: | 3.6 Politik und Friedensforschung |
Kurzfassung auf Deutsch:
Die Finanzierung der deutschen Einheit und die marktwirtschaftliche Transformation der sozialistischen Planökonomie der DDR belastete in besonderem Maß die öffentlichen Haushalte der Bundesrepublik. Konflikte gab es um den Finanzierungsbeitrag der Sozialversicherungen, um die Staatsverschuldung und Sonderhaushalte, um die Steuerpolitik, die föderalen Finanzbeziehungen, die Tarifpolitik sowie um Einsparungen in der Sozialpolitik und bei öffentlichen Dienstleistungen. Im Kampf um die Finanzierung der deutschen Einheit waren enorme Mittel zu mobilisieren und dabei eine Vielzahl konfligierender Ziele simultan zu erreichen. Dies gelang - entgegen vieler Erwartungen - ohne Gesamtkonzept. Das politische System arbeitete unter Entscheidungsdruck wie ein Problemzerstäuber. Der institutionell verflochtene Mehrebenenmechanismus, in dem Bundesbank, Treuhandanstalt und Sozialversicherungsträger als Zwischenglieder fungieren konnten, ermöglichte es, die Gesamtkosten der Einheit kaskadenartig so zu verteilen, daß die Steuer- und Beitragszahler aufgrund der Schuldenfinanzierung zunächst kaum eine Belastung spürten, daraufhin aber stetig ansteigend und an zahlreichen Stellen damit konfrontiert wurden. Das Verfahren, das schließlich eine rasche Lösung der Finanzierungsprobleme erlaubte, bestand aus einer Reihe verschachtelter, großteils informeller Verhandlungen bis hin zu einer Klausurtagung aller Regierungsorgane. Die stets aktuelle Frage institutioneller Reformen konnte ausgeklammert bleiben, weil sich die Akteure außerhalb der normalen administrativen und parlamentarischen Verfahren einigen konnten.
Kurzfassung auf Englisch:
The costs of German unification and the transition from socialism to capitalism in East Germany proved to be a heavy burden for the public budgets of the Federal Republic. Distributive conflicts emerged over the financial burden put on social security schemes, over the federal debt, special budgets, taxes, cuts in public services, over burden sharing between the federal and state governments and over wages in eastern Germany. In the struggle over the financing of unification costs, an enormous sum had to be mobilized and a multitude of conflicting goals simultaneously pursued. Contrary to many expectations, politicians succeeded quite well although they had no grand plan. Under pressure to decide quickly, the political system worked like a problem atomizer. An institutionally intertwined multi-level process, in which the Bundesbank, Treuhandanstalt and social security schemes served as essential links, made it possible to distribute the costs of unification in a cascade-like manner. Due to financing by public loans, taxes did not increase noticeably during the first few years. Later, however, they were increased repeatedly in almost every sector, and everyone began to notice that unification was becoming costly. The decision-making procedure which allowed for a quick solution to financial problems was a series of negotiations culminating in an informal meeting of the heads of federal and state governments. Questions of institutional reform could be circumvented because the relevant actors reached cooperative agreements outside the traditional parliamentary and administrative channels.
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