Dutch Disease : Ökonomische Prozesse und Implikationen für die Entwicklungszusammenarbeit
Liebig, KlausDownload:
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URL | https://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2011/3278/ |
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Dokumentart: | Bericht / Forschungsbericht / Abhandlung |
Institut: | DIE - Deutsches Institut für Entwicklungspolitik |
Schriftenreihe: | Discussion paper // Deutsches Institut für Entwicklungspolitik |
Bandnummer: | 2008, 21 |
ISBN: | 978-3-88985-411-7 |
Sprache: | Deutsch |
Erstellungsjahr: | 2008 |
Publikationsdatum: | 15.08.2011 |
Originalveröffentlichung: | http://www.die-gdi.de/CMS-Homepage/openwebcms3.nsf/(ynDK_contentByKey)/ANES-7KUHC3/$FILE/DP%2021.2008.Liebig.pdf (2008) |
SWD-Schlagwörter: | Entwicklungszusammenarbeit , Maktroökonomie , Nebenwirkung |
DDC-Sachgruppe: | Politik |
Sondersammelgebiete: | 3.6 Politik und Friedensforschung |
Kurzfassung auf Deutsch:
Wenn die Regierungen der Industrieländer ihre Versprechen einhalten, werden die staatlichen Entwicklungsleistungen (Official Development Assistance – ODA) in den nächsten Jahren erheblich ansteigen. Hiervon sollen vor allem die am wenigsten entwickelten Länder Sub-Sahara Afrikas profitieren. Die zusätzlichen Finanztransfers erhöhen die Chancen für Entwicklungsländer, nachhaltige sozio-ökonomische Entwicklungsprozesse in Gang zu setzen und durch positive Wachstums- und Wohlstandseffekte die Armut zu reduzieren. Doch es gibt auch ernstzunehmende Kritik an der Ausweitung der Hilfe, und zwar aus drei Richtungen: Aus mikroökonomischer Sicht wird argumentiert, dass es für das zusätzliche Kapital nicht genügend durchführungsreife Projekte gibt (mangelnde Absorptionskapazität) und dass die Organisation des „Aid-Business“ den Empfängerländern übermäßige Transaktionskosten aufbürdet. Aus Sicht der politischen Ökonomie wird befürchtet (und empirisch belegt), dass ODA zu einer Reduzierung der Eigenanstrengungen führt. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der dritten Kritikrichtung, den möglichen unerwünschten makroökonomischen Nebenwirkungen von ODA, die primär unter dem Stichwort „Holländische Krankheit“ (Dutch Disease) diskutiert werden. Als Holländische Krankheit bezeichnet man das volkswirtschaftliche Phänomen, dass es durch eine reale Aufwertung der Währung zu einem Rückgang des Wachstums der produktiven Exportsektoren und damit zu einer Beeinträchtigung des langfristigen Wachstums der Volkswirtschaft insgesamt kommen kann. Der eigentlich positiven Tatsache, dass mehr Geld in die Volkswirtschaft fließt und Investitionen und Konsum steigen können, steht gegenüber, dass sich die Wettbewerbsbedingungen für den heimischen Exportsektor und für Sektoren, die mit Importen konkurrieren, durch eine reale Aufwertung verschlechtern. Dieser Beitrag erläutert die ökonomischen Prozesse, die im Kontext einer holländischen Krankheit ablaufen, um das Bewusstsein für entwicklungspolitisch angemessene Reaktionen zu schärfen. Ziel ist es weniger, einen umfassenden Literaturüberblick zu geben, als die mit Finanztransfers verbundenen ökonomischen Anpassungsprozesse auch für NichtÖkonom(inn)en verständlich darzustellen. Bei finanzieller Zusammenarbeit handelt es sich aus makroökonomischer Sicht um einen Finanztransfer in das Entwicklungsland. Insofern sollten ODA-Zuflüsse ähnliche Effekte auslösen wie andere Kapitalzuflüsse, z. B. Direktinvestitionen oder Migrantenüberweisungen. Ein wichtiger Unterschied besteht allerdings darin, dass in der Regel der Staat der Empfänger von ODA ist, während Direktinvestitionen und Migrantenüberweisungen direkt dem Privatsektor (Unternehmen und Haushalte) zufließen. Daher werden die makroökonomischen Effekte von ODA durch politische Entscheidungen entscheidend beeinflusst. Die Wirkungen eines Kapitaltransfers in ein Entwicklungsland hängen allerdings nicht nur von staatlichen Entscheidungen ab. Weitere bestimmende Faktoren sind: Die Flexibilität der Löhne und Preise, die Beschäftigung und Mobilität der Produktionsfaktoren (insbesondere Arbeit) sowie die sektorale Gliederung der Wirtschaft (z. B. Exportsektor vs. Binnensektor, d. h. Sektor nicht handelbarer Güter und Dienstleistungen, formeller vs. informeller Sektor). Mit Hilfe vereinfachter Kontendarstellungen werden die ökonomischen Prozesse bei vier idealtypischen Strategien von Staat und Zentralbank erläutert: Die Regierung kann die Guthaben (in heimischer Währung) auf dem Zentralbankkonto für nichthandelbare Güter und Dienstleistungen ausgeben. Der Internationale Währungsfond (IWF) nennt diese Strategie Spend. Die Zentralbank kann ihre Währungsreserven am inländischen Finanzmarkt verkaufen. Dies entspricht der sogenannten „Absorb“-Strategie in der IWF-Terminologie. Es bestehen natürlich auch die Optionen, beide Aktionen zu kombinieren (Absorb & Spend) oder beide Aktionen zu unterlassen (Don’t Absorb & Don’t Spend). Je nach Strategiekombination unterscheiden sich die makroökonomischen Konsequenzen des Kapitalzuflusses durch ODA. Die Studie kommt zu folgendem Ergebnis: Solange die zusätzlichen Kapitalströme in rentable Projekte umgesetzt werden können, mit denen die produktive Basis der Volkswirtschaft gestärkt und strategische Kapazitätsengpässe überwunden werden, sollte die berechtigte Sorge vor der Holländischen Krankheit nicht als Argument gegen eine Steigerung der Entwicklungshilfe verwendet werden. Allerdings müssen die Entscheidungsträger der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) darauf achten, dass bei mikroökonomischen Absorptionsengpässen ein Anstieg der EZ sorgfältig geplant und zeitlich angepasst wird, um nicht die langfristigen Wachstumschancen des Empfängerlandes zu untergraben. Kurz gesagt: Die ODA muss die Angebotsbedingungen der Volkswirtschaft stärker verbessern, als die Wettbewerbsfähigkeit durch die Aufwertung verringert wird. Das ist ein hoher, aber erfüllbarer Anspruch an die EZ.
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