Pluralität im südostasiatischen Islam : extremo oriente lux?

Trautner, Bernhard J.

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URL https://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2008/496/
Dokumentart: Bericht / Forschungsbericht / Abhandlung
Institut: INIIS Uni Bremen
Schriftenreihe: InIIS-Arbeitspapier
Bandnummer: 21
Sprache: Deutsch
Erstellungsjahr: 2001
Publikationsdatum: 16.08.2008
Originalveröffentlichung: http://www.iniis.uni-bremen.de/pages/arbeitspapierBeschreibung.php?ID=10&SPRACHE=DE (2001)
DDC-Sachgruppe: Politik
BK - Basisklassifikation: 89.94 (Internationale Beziehungen: Sonstiges), 89.41 (Staat und einzelne Gruppierungen), 89.35 (Demokratie), 11.84 (Islam: Sonstiges), 15.78 (Südostasien)
Sondersammelgebiete: 3.6 Politik und Friedensforschung

Kurzfassung auf Deutsch:

Wenn es um den politisch relevanten Islam geht richtet sich das Forscherinteresse gewöhnlich auf den Kernraum der islamischen Welt: auf die historische ‚Wiege’ islamischer Kultur, auf die arabischen Gesellschaften, die Türkei und Iran. Die dort vorherrschende politische Kultur ist geprägt von Minderheitenkonflikten, religiösem Fundamentalismus und etatistischem Autoritarismus. Insofern ist kaum verwunderlich, dass die islamische Welt insgesamt als wenig vorbildlich im Hinblick auf die Bewältigung von politischer, kultureller und sozialer Pluralität gilt. Gleichwohl gingen gerade von dieser Kernregion in der Neuzeit stets religiöse und politische Reformbestrebungen aus. Letztere gerieten jedoch zugunsten prominenterer Phänomene wie des religiösen Fundamentalismus aus dem Blickfeld sowohl der öffentlichen als auch der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. Genausowenig Interesse zog das islamische Denken und Leben außerhalb des Kernraums, in der südostasiatischen Peripherie der islamischen Welt das Interesse auf sich. Zu Unrecht, denn es könnte sich bei näherer Betrachtung zeigen, dass dort politisches Denken und Handeln welches sich ebenfalls auf den Islam beruft, unter bestimmten Bedingungen die Herausforderungen moderner Pluralität besser bewältigt, als jenes in der arabisch-iranischtürkischen Kernregion. Deshalb exploriert die vorliegende Studie zunächst die charakteristische Problematik hinsichtlich der ordnungspolitischen Bewältigung gesellschaftlicher Pluralität in den muslimischen Gesellschaften Südostasiens. Es wird gefragt, inwiefern sich die islamischen Reformdiskurse in der sog. "Peripherie" des islamischen Orients also in den mehrheitlich muslimischen Staaten Südostasiens (Indonesien und Malaysia), in Beziehung setzen lassen mit jenen in der arabisch-iranisch-türkischen Welt. Erkenntnisleitende Hypothese ist die Vermutung, daß im Vergleich der thematischen Schwerpunktsetzungen der Diskurse in beiden Regionen der südostasiatische, insbesondere der indonesisch/javanische Zugang besser auf die Bewältigung moderner Pluralität vorbereitet, als diejenigen im Zentrum der islamischen Welt ("Modern" meint hier eine soziale und politische Pluralität, jene Pluralität, die sowohl die vorwiegend intrareligiöse Pluralität des arabisch-iranisch-türkischen Kernraumes transzendiert als auch die zumeist inter-konfessionelle der südostasiatischen Peripherie.) Warum? Im Unterschied zur Kernregion überwiegt in der Peripherie die interkonfessionell/ethnische Komponente in der Pluralitätsproblematik. Weil sich die realpolitische Ausgangslage unterscheidet, setzen auch die Reformdiskurse unterschiedliche thematische Schwerpunkte, obgleich beide semantisch auf dieselben juridico-theologischen Konzepte rekurrieren (z.B. šÙrÁ/Konsultation oder iÊtihÁd/freie Rechtsentwicklung). Inhaltlich werden sie mit je unterschiedlichen Bedeutungen gefüllt. Zentrale Erklärungsthese ist, daß aufgrund der unterschiedlichen historischen und zeitgeschichtlichen Ausgangslagen die in der Peripherie erarbeiteten Ansätze einen höheren Grad an Operationalität aufweisen als diejenigen im Kernraum. Diese Ausgangslagen bewirkten eine gründliche Inkulturation des Islam im konfessionell pluralen Umfeld. Sie erzwangen bereits in vormoderner Zeit eine konzeptuelle Reflexion des muslimischen Selbstverständnisses hinsichtlich der Tatsache, weltanschaulich nicht eindeutig dominierende Kultur einer Gesellschaft zu sein - ihr mithin auch keine strikt "islamische" politische Ordnung vorgeben zu können.


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