Internationale Begleitung zum Schutz von Menschenrechten: Szenarien, Ziele und Strategien

Mahony, Liam ; Eguren, Enrique

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URL http://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2009/654/
Dokumentart: Bericht / Forschungsbericht / Abhandlung
Institut: IFGK - Institut für Friedensarbeit und gewaltfreie Konfliktaustragung
Schriftenreihe: IFGK-Arbeitspapier
Bandnummer: 05
Sprache: Deutsch
Erstellungsjahr: 1997
Publikationsdatum: 09.03.2009
DDC-Sachgruppe: Politik
BK - Basisklassifikation: 86.85 (Menschenrechte), 89.76 (Friedensforschung, Konfliktforschung), 89.63 (Pressure-groups), 89.78 (Friedensbewegung)
Sondersammelgebiete: 3.6 Politik und Friedensforschung

Kurzfassung auf Deutsch:

Die internationale Begleitung zum Schutz von Menschenrechten hat sich in den letzten 10 Jahren als eine erfolgreiche Möglichkeit gewaltfreier Konfliktintervention herausgestellt. MenschenrechtsaktivistInnen zahlreicher von einer Politik des Terrors gezeichneter Länder bestätigen dies: „Ohne die schützende Begleitung eines/r internationalen Freiwilligen würden wir nicht mehr leben.“ Der Erfolg der Begleitarbeit ist mittlerweile nahezu unumstritten. Wie erfolgreich jedoch die schützende Begleitung ist, wie, wann und warum sie wirkt und wo die Grenzen der Begleitarbeit liegen, sind Fragen, auf die selbst langjährige MitarbeiterInnen von Begleitorganisationen oft nur sehr oberflächliche, schlagzeilenartige Antworten geben kön­nen. Luis Enrique Eguren und Liam Mahony haben sich vorgenommen, dieses Vakuum zu füllen. In ihrer Studie geben sie einen Einblick in die Ergebnisse mehrjähriger For­schungsarbeit, zu der die Durchführung und Auswertung von über 140 Interviews mit Men­schenrechtsaktivistInnen, Freiwilligen der Begleitorganisationen sowie Diktatoren, Präsi­denten und Verteidigungsministern zählt. Zu den schwerpunktmäßig untersuchten Konfliktländern gehören El Salvador, Guatemala und Sri Lanka. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Arbeit der Peace Brigades Inter­national, „... einer Organisation, die in der Mitte der 80er Jahre der Praxis der internationalen Begleitung den Weg bahnte.“ (S. 9) Eguren und Mahony konzentrieren sich in ihrer Arbeit auf zwei Effekte der Begleitarbeit: Er­mutigung und Schutz (encouragement and protection). Den Effekt ‚Schutz’ führen die Auto­ren über das Konzept der Abschreckung ein. Sie stellen zunächst ein gängiges und plausibles Argument vor, das belegt, wie internationale Begleitung Regierungen oder Militärdiktaturen davor abschreckt, Menschenrechtsverletzungen zu begehen. Dreh- und Angelpunkt des Argu­ments ist die Prämisse, dass ein positives internationales Image für die jeweilige Regierung bzw. Diktatur einen hohen Stellenwert einnimmt. Anschließend arbeiten sie heraus, dass die Stoßrichtung - Begleitung schreckt ab und schützt deshalb - zwar richtig, das Argument an sich aber zu einfach gestrickt ist. Komplexe Realität - subtile Begründungen: Fast immer stellt sich die Realität als wesentlich komplexer und undurchsichtiger heraus. Der Effekt des Schutzes verlangt deshalb nach subtileren Begründungen. Eguren und Mahony leisten diese Präzisionsarbeit. Beim zweiten Effekt - Ermutigung - fällt die Perspektive auf, aus der heraus die beiden Autoren ihre Ergebnisse darstellen. Im Mittelpunkt stehen hier die psychischen Auswirkungen einer Politik des Terrors bei der Zivilbevölkerung. Die Aufstandsbekämpfung in einem Bürgerkriegsland bringt ein unvorstellbares Maß von Angst und Schrecken mit sich. Eguren und Mahony arbeiten zunächst heraus, warum die Poli­tik des Terrors angewendet wird, welche psychischen Auswirkungen sie auf die Bevölkerung hat und wie diese Auswirkungen mit der Bildung von oppositionellen Gruppen zusammen­hängen. Abschließend stellen sie dar, welche Rolle die Begleitarbeit in diesem Setting spielt. Dass internationale Begleitung neben dem Effekt des Schutzes, der häufig im Vordergrund steht, auch ermutigende Wirkungen zeitigt, ist sicherlich nicht neu. Die Solidaritätskomitees in Europa und Nordamerika sind fast so alt wie die Bürgerkriege selbst. Neu aber ist, und das ist das Interessante an diesem Teil der Studie, das Herausarbeiten und Erklären dieses Effektes unter psychologischen Gesichtspunkten. Modellversuch Herzstück der Studie ist der Versuch, an einem Modell zu veranschaulichen, wie in schwierigen Konfliktsituationen die beiden Effekte - Ermutigung und Schutz - miteinander interagieren. Der Versuch ist den beiden geglückt. Zum besseren Verständnis des Modells tragen mehrere Graphiken bei, die sowohl den Blickwinkel der MenschenrechtsaktivistInnen als auch den der Aggressoren widerspiegeln. Die Arbeit schließt mit einem umfassenden Fragenkatalog, dessen Beantwortung bei der Entscheidung, ob schützende Begleitung im jeweiligen Konflikt die geeignete Interventionsmethode ist, unerlässlich erscheint. Er stellt nicht nur eine (Auswertungs-) Hilfe für bereits existierende Organisationen dar. Vor allem neue Organisationen oder Begleitprojekte werden nicht um ihn herumkommen. Eguren und Mahony haben mit ihrer Studie längst überfällige Pionierarbeit geleistet. Ihre Arbeit ist nicht nur für WissenschaftlerInnen und BegleiterInnen selbst, sondern auch für ein am Thema interessiertes Publikum ohne einschlägige Vorkenntnisse geschrieben. Die veranschaulichenden Beispiele und die Ausschnitte aus den Interviews machen sie zu einem gut lesbaren Text. In den USA ist gerade ein Buch der beiden Autoren im Erscheinen, das neben den Ergebnissen dieser Studie eine ausführliche und spannende Darstellung zur Geschichte und Entwicklung einzelner Begleitprojekte enthält. Die Studie verspricht, dass es sich um ein lesenswertes Buch handeln wird. Rezensent: Dirk Sprenger


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